Firmenchronik

Die Entwicklung von Tille Gebäudetechnik seit 1835.

Eine lange Unternehmensgeschichte kurz erzählt.

1831 machte sich Johann Adolf Tille als gelernter Kupferschmied auf die Walz. Seit dem Spätmittelalter war sie die Voraussetzung zur Zulassung der Meisterprüfung. Die Gesellen sollten neue Arbeitspraktiken und Regionen kennenlernen sowie Lebenserfahrung sammeln. In seinem Wanderbuch gab es zur damaligen Zeit noch keine Fotos und so wurde der Handwerker beschrieben: Er ist 5 Fuß und 5 Zoll groß, blond, hat grüne Augen und gesunde Zähne. Hannover, Lüneburg, Quedlinburg, Wiesbaden, Konstanz, Basel und viele andere Orte waren während der drei Jahre auf der Walz seine Stationen.

Fast 200 Jahre später tauchte dieses Wanderbuch auf einem Antikmarkt auf. Hans Braß aus Düsseldorf entdeckte das Dokument. Über Olaf Biere aus Vahlhausen vom genealogischen Arbeitskreis des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins Lippe gelangen das Wanderbuch und andere historische Dokumente zu Friedrich Tille, dem Ur-Urenkel des Firmengründers. So wanderte das Wanderbuch in die richtigen Hände und es schließt sich der Tille-Kreis.

Am 12. Juli 1835 gründete Johann Adolf Tille in Horn eine Kupferschmiede. Er erlernte das Kupferschmiede-Handwerk bei einem Meister in Bielefeld von 1825 bis 1829 und wurde in dieser Lehrzeit ein tüchtiger Geselle. Dies bezeugt der noch heute vorhandene Lehrbrief, der im Heimatmuseum zu Detmold aufbewahrt wird. Als Handwerksgeselle durchwanderte er die deutschen Gaue und gründete 1835 an der Mittelstraße in Horn eine Gelbgießerei.

Seine beiden Söhne Adolf und August erlernten im elterlichen Geschäft das Handwerk des Kupferschmiedes und machten sich später selbstständig. Adolf erhielt das gegenüberliegende Haus des Tabakwarenfabrikanten Lender, August verblieb im Gründungsgeschäft und baute es immer weiter aus. In den Tilleschen Werkstätten wurde beste Handwerksarbeit geleistet. Typische Produkte waren kupferne Badewannen und Wasseranschlüsse für die zahlreichen umliegenden Bäder und Heileinrichtungen. Kupferkessel wurden für Brauereien produziert, Pumpen für Privathaushalte erstellt. Auch über die lippischen Grenzen hinaus waren die Erzeugnisse begehrt. Hotels und Pensionen brachten ganze Fuhren Kessel und Pfannen nach Horn, um sie dort verzinnen zu lassen. Als sich dann das leichtere Emaille und das Aluminium durchsetzte, passte sich das Unternehmen den veränderten Verhältnissen gut an.

August Tille verstarb am 2. Dezember 1908. Sein ältester Sohn Karl trat bereits nach erfolgreicher Lehre in dessen Fußstapfen und gestaltete das Geschäft neuzeitlich um. 1907 wurde Carl Tille aufgrund seiner guten Prüfungen zum Rohrmeister ernannt. Leider kam Carl Tille bei einem tragischen Autounfall im Dezember 1949 ums Leben. Fritz Tille, der zweite Sohn von August Tille, erlernte das Schlosserhandwerk in Detmold. Später besuchte er die Elektromotorenschule in Köln und richtete dann das Geschäft auf elektrische Licht- und Kraftanlagen und Anlagen für Rundfunk und Fernsehen aus. Des Weiteren wurde von ihm eine Motorenwicklerei etabliert.

Von den Geschwistern Tille (Fritz, Karl und Luise) wurde die Lippische Drahtzieherei und Drahtstiftfabrik 1931 in Wöbbel gegründet, die 1934 an den Wilberger Weg in Horn umzog. Als umsichtige Geschäftsführerin dieser Firma erwies sich die Schwester Luise von Karl und Fritz Tille, die jedoch 1953 tödlich verunglückte. Am 1. Juli 1933 trat Herr Werner Riekhof in die Sanitärfirma ein. Durch außergewöhnliches Fachkönnen und umsichtige Kompetenz blieb er dem Unternehmen über 50 Berufsjahre erhalten.

1953 begann Karl Tille die Geschicke der nunmehr drei Unternehmen (Sanitär, Elektro- sowie die Drahtstiftproduktion) zu lenken. Nach absolvierter Lehre zum Elektroinstallateur besuchte er die Ingenieursschule in Lage. Am 21.05.1949 wurde Karl Tille der akademische Grad des Elektro-Ingenieurs verliehen. Um die Idee seines Onkels Fritz, den Bereich Elektrotechnik im Hause Tille weiter voran zu bringen, erhielt er nach erfolgreichem Besuch der Meisterschule in Bielefeld am 13.05.1954 den Meistertitel.

1956 errichteten Karl und Ilse Tille moderne Geschäfts- und Büroräume mit Ladenlokal an der Mittelstraße in Horn. 1960 zählten mehr als 60 Mitarbeiter zum Firmenverbund. Besonderes Augenmerk wurde auf die Ausbildung der nachwachsenden Generationen gelegt. Zahlreiche „Lehrlinge“ wurden in den verschiedensten Handwerkskünsten erfolgreich ausgebildet.

1976 wurde durch Karl Tille ein Grundstück „Am Nordfeld“, der jetzigen Wilberger Straße, damals bestehend aus vielen kleinen Schrebergärten, erworben. Die neuen Geschäftsräume an der Wilberger Straße wurden 1980 durch den Heizung-/Sanitärbetrieb bezogen. Der Elektrobetrieb verblieb an der Mittelstraße. Somit erstreckten sich zu dieser Zeit die Lager der Firma an der Wilberger Straße, der Mittelstraße, der Leopoldstaler Straße und in Hallenteilen der Nagelfabrik.

Im Jahre 1984 trat auch Friedrich Tille in die Firma ein, nachdem er eine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur bei der Firma Küllmer in Detmold absolviert und den Wehrdienst abgeleistet hatte. Hier schloss sich noch die Ausbildung zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer im väterlichen Betrieb an. Nach 3-jähriger berufsbegleitender Ausbildung legte Friedrich Tille am 24.Oktober 1989 die Meisterprüfung zum Gas- und Wasserinstallateurmeister bei der Handwerkskammer Ostwestfalen in Bielefeld ab. Friedrichs Brüder Carl und Klaus Tille schlugen andere Berufswege ein.

Der plötzliche Tod des Seniorchefs Karl Tille im Alter von nur 66 Jahren löste im Mai 1991 große Trauer aus. Seine Ehefrau Ilse Tille stand nun allein mit der Leitung der drei Betriebe vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Sie konnte im Sanitärbetrieb auf die Unterstützung von Meister Werner Riekhof, der den Betrieb mit über 80 Jahren noch unterstützte, zählen. Bei der Elektro Tille GmbH konnte sie auf die tatkräftige Unterstützung des langjährigen Elektromeisters Manfred Poppe zurückgreifen.

Ein großes Lob galt in dieser Zeit ihrem Sohn Carl Tille, der sofort sein Arbeitsverhältnis als angestellter Elektroingenieur bei einem in Krefeld ansässigem Unternehmen beendete, um die Geschäftsführung der Drahtwarenfabrik Tille & Co bis zum Verkauf 1993 zu übernehmen. Im Jahre 1992 verstarb Werner Riekhof und die Geschäftsleitung des Sanitärbetriebes wurde von Friedrich Tille im Alter von 27 Jahren übernommen. Am 09.01.1993 legte Friedrich Tille seine zweite Meisterprüfung als Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister bei der Handwerkskammer Ostwestfalen in Bielefeld ab.

Im Januar 2008 übernahm Friedrich Tille zusätzlich zum Sanitärbetrieb ebenfalls die Geschäftsführung der Elektro Tille GmbH. Im November 2009 verstarb die langjährige Chefin und gute Seele des Betriebes Ilse Tille im Alter von 78 Jahren. Die schon 1980 angedachte Vision, die Handwerksbetriebe an einem Standort zusammenzuführen, wurde im Dezember 2009 umgesetzt. Das Bürogebäude an der Wilberger Straße 1 wurde aufgestockt und ausgebaut. Der Umzug der Elektro Tille GmbH an die Wilberger Straße konnte somit realisiert werden.

Auch für die 6. Generation ist die Firma und Familie Tille gerüstet. Dennis Tille, der Sohn von Friedrich Tille, hat am 01.08.2010 eine Lehre als Anlagenmechaniker im Heizungs- und Sanitärhandwerk bei der Firma Niewels in Bad Lippspringe absolviert. Seit Anfang 2014 ist er Installateur- und Heizungsbaumeister und bei der Carl Tille GmbH aktiv.